«Für eine stilvolle Einrichtung, braucht es eigenen Charakter.»

Colombo la famiglia steht in langjähriger Verbindung mit dem Lifestyleexperten Jeroen Van Rooijen. Er plädiert für mehr Irritation und Kontrast in Wohnräumen.

Interview: Carol Grossmann

Carol Grossmann:  Viele Leute tun sich schwer mit der Wahl ihrer Einrichtung. Wie sehen Ihre Tipps für Unsichere aus?

Jeron Van Rooijen:  Wer nicht viel Eigeninitiative und Fantasie bei der Wahl seiner Einrichtung zeigt, sollte sich am besten fachmännisch beraten lassen. Das Durchblättern von Möbelmagazinen kann zwar inspirierend sein, doch ist beim Kopieren Vorsicht geboten – denn die Einrichtung wird absolut unpersönlich wirken. Im Zweifelsfalle sollte man weniger kaufen und auf höchste Qualität schauen. Möbel, die lange währen, bekommen oft einen interessanten Charakter.

Was sagt die Art und Weise, wie man sich einrichtet, über einen Menschen aus?

Das Betreten einer Wohnung ist ein persönlicher Akt, welcher sehr viel über einen Menschen preisgeben kann. Es gibt Menschen, die todlangweilig gekleidet sind und einem die Tür zu einer absoluten Bombenwohnung öffnen. Guter Geschmack ist käuflich, doch ist so etwas fast Selbstbetrug. Wer sein Zuhause stilvoll einrichten möchte, muss eigenen Charakter einbringen.

Wie bringt Colombo la famiglia Persönlichkeit in den Wohnraum?

Colombo la famiglia steht für einen gewissen Esprit, vitale Weltoffenheit und grosse Lebenslust. Ich empfinde die Ästhetik von Colombo als kosmopolitisch, denn sie ist von Vielfalt geprägt. Hier sind nicht Menschen am Werk, die gerade einmal Gstaad und St. Moritz kennen, sondern ein Potpourri der Kulturen intus haben. Die Eleganz aus Mailand, die Naturnähe Johannesburgs, die Rustikalität São Paolos und die Exotik Bangkoks werden hier in Einklang gebracht.

Widerspiegelt der weltoffene Umgang mit Möbeln unsere globalisierte Welt?

Colombo la famiglia zeigt, wie eine ideale Gesellschaft funktionieren könnte. Verschiedene Stile, Farben und Materialien treten hier nebeneinander und gehen in Harmonie einher. Der Stil von Colombo la famiglia ist niemals klinisch, sondern eröffnet dem Besucher ein Sinneserlebnis von hoher Intensität.

Sie sind Stilexperte und betreiben professionelles Style-Consulting. Wie wichtig ist schönes Wohnen für Sie persönlich?

Ich finde das Zuhause und dessen Einrichtung absolut essentiell. Man spricht von der Kleidung als zweite Haut und dem Wohnen als dritte. Doch aus seiner Haut kann man nicht heraus. Ebenso wenig kann man sein Zuhause abstreifen. Wer viel Fernweh verspürt, sollte sich überlegen, ob etwas mehr Investition in die eigenen vier Wände das Fernweh lindern würde.

Als Autor von Büchern wie «Der Dresscode», und «Die Stilregeln» haben Sie ein Auge für Ästhetik. Welche «Dresscode»-Fehler soll man beim Einrichten auf keinen Fall begehen?

Ein häufiger Fehler ist eine öde Terrassen- oder Balkonmöblierung. Denn die Aussenräume sind doch wahrhaft etwas vom Schönsten. Sie wurden in den letzten Jahrzehnten vermehrt zum integralen Bestandteil der Wohnräume umfunktioniert. In dieses neu gewonnene Territorium sollte daher entsprechend investiert werden.

Wovor warnen Sie den Perfektionisten, welcher ästhetische Vollendung bis in den Waschraum bringen möchte?

Perfektion ist nicht erstrebenswert. Es ist der Störfaktor, welcher eine Wohnung interessant macht. Ein Zuhause wie aus dem Magazin wirkt langweilig. Ich bin sowohl in der Mode als auch bei Lebensräumen für Irritation und Kontrast.